Der Arbeitsmarkt der Zukunft

Mensch vs. Maschine: Die einzigartige Rolle des Recruiters in Zeiten der KI

Ist KI die Lösung oder das Problem in der Personalberatung?

Fest steht, dass künstliche Intelligenz in der Personalgewinnung an Bedeutung zunimmt und weiter zunehmen wird. Eine zentrale Frage stellt sich mir dabei: Inwieweit kann KI den internen und auch externen Personalberater ersetzen und gar überflüssig machen? In diesem Blogbeitrag betrachte ich als Personalberaterin die Vorzüge einer KI und werfe einen kritischen Blick auf potenzielle Herausforderungen. Zwischen Automatisierung und der Notwendigkeit menschlicher Intervention ist dies ein Thema, das uns sicherlich noch lange begleiten wird.

Die Rolle der KI im Recruiting

Bereits heute sehen wir bei unseren Kunden, dass Personalverantwortliche generative KI in ihrem Rekrutierungsprozess einsetzen. Und in der Tat, je mehr und bessere Daten diese zur Verfügung gestellt bekommt, desto besser ist das Ergebnis. Durch die Analyse kann die KI schon in einer sehr frühen Phase sinnvoll eingesetzt werden, beispielsweise um präzise Stellenbeschreibungen zu erstellen. Ebenso kann sie eine effiziente Vorauswahl bei Bewerbungen treffen, indem sie Kandidatenprofil und Stellenbeschreibung abgleicht. In der letzten Phase können KI-gestützte Analysen den Einstellungsprozess inkl. der Vorstellungsgespräche helfen auszuwerten und zu optimieren. Die Zeitersparnis und die Genauigkeit sind dabei besonders überzeugend. KI und Mensch verfolgen das gleich Ziel: Mehr qualifizierte Bewerber zu erhalten und den Einstellungsprozess zu beschleunigen.

Nicht erst seit dem KI Boom letztes Jahr, sind mit KI unterstützte Chat-Bots auf der Karriere-Seite implementiert, die die Bewerber vorqualifizieren und somit der Personalabteilung einiges an Zeit sparen. 

Die Stärken von KI bei der Personalgewinnung: Effizienz und Objektivität

Aber… was den Menschen ausmacht, fehlt der KI völlig und das ist gut so?! Denn KI fühlt nicht, ist vorurteilsfrei, frei von subjektiver Meinung oder Erfahrung. KI kann Benachteiligung aufgrund von Herkunft, Alter, Geschlecht etc. verhindern. Das hört sich plausibel an – aber die KI entsteht nicht aus dem Nichts – denn ihre Neutralität ist wiederum eine Frage der Programmierung und hier ist explizit einer vorurteilsfreien Programmierung durch einen Menschen. Ich erinnere an ein negatives Beispiel aus 2018 mit Amazon, deren KI Tool Frauen in der Bewerbung benachteiligt hat.

Ethik in der KI?

Das zeigt, dass bei aller Begeisterung für die Fortschritte in der KI und deren Beitrag zum Recruiting, dass wir durchaus einen kritischen Blick auf die ethischen Aspekte werfen sollten. Der Einsatz von KI könnte potenziell bestehende Vorurteile und Diskriminierungen verstärken, wenn sie nicht sorgfältig gestaltet und überwacht wird. Algorithmen, die auf historischen Daten trainiert sind, können unbeabsichtigte Voreingenommenheiten übernehmen, die in vergangenen Entscheidungen verwurzelt sind.

Der bewusste Umgang mit ethischen Fragestellungen im Zusammenhang mit KI im Recruiting unterstreicht die Verantwortung der Personalverantwortlichen und Recruitingspezialisten. Sie müssen sicherstellen, dass Technologie als Instrument zur Verbesserung des Recruiting-Prozesses dient, ohne dabei Diskriminierung zu fördern. Eine ethische Grundlage im Umgang mit KI trägt dazu bei, Vertrauen aufzubauen und sicherzustellen, dass der Fortschritt in der Technologie im Einklang mit den Werten der Gleichberechtigung und Fairness steht.

Ethik ist ein komplexer Ansatz, dagegen herrscht sicherlich Einigkeit über den überzeugenden Faktor Schnelligkeit. KI ist sehr viel schneller bei der Analyse von Daten als jeder noch so erfahrene Personalverantwortliche. Und hier die KI als Werkzeug zu betrachten, erscheint mir der absolut richtige Ansatz.

Den Mitarbeitern fehlt häufig die Kapazität die Vielzahl manueller Aufgaben im Rekrutierungsprozess zu meistern. KI bietet eine Lösung, um diese Belastung zu mindern und die Effizienz ihrer Arbeit zu steigern. So können sich Personalverantwortliche auf andere kritische Aspekte des Rekrutierungsprozesses fokussieren, wie die individuelle Bewertung, das Führen persönlicher Gespräche und das Aufbauen nachhaltiger Beziehungen zu den Bewerbern.

Diese sind essentiell, denn fragt man, wie in nachfolgender Studie geschehen, Bewerber nach iherer Meinung zu KI, sind diese durchaus kritisch:

Studie: Was denken Bewerber über KI im Bewerbungsprozess?

Die repräsentative IU (Internationale Hochschule) Studie aus 2021 „KI im Recruiting: Emotionen, Ansichten, Erwartungen“ begfragte über 1.000 Personen zwischen 16 und 65 Jahren nach ihrer Meinung und Gefühlen zu künstlicher Intelligenz im HR.

Breits 2021 war ein zentrales Ergebnis, die Befürchtung, dass der zwischenmenschliche Aspekt in den Hintergrund rückt bis hin zu einem erwarteten unpersönlichen Bewerbungsprozess. 65,2% vertrauen der Entscheidung nicht, die durch KI getroffen wird. Genauso viele der Befragten haben negative Assoziationen, wenn sie daran denken, dass künstliche Intelligenz im Bewerbungsprozess involviert ist. Wie sich das Vertrauen in KI entwickelt, wird die Zeit zeigen. Unbestritten ist jedoch, dass der Mensch zwar subjektiver bewertet, aber gleichzeitig kann er zwischen den Zeilen lesen, hat den Blick fürs Detail und blickt über den Tellerrand hinaus. Er gleicht nicht Anforderungskriterien wie Suchbegriffe 1:1 ab, sondern sieht Potential und Talent. Er bildet sich seine Meinung aus einer Vielzahl von Kriterien, angefangen beim Foto, der Wortwahl im Anschreiben, ungewöhnlicher Hobbies oder unkonventioneller Berufs- oder Lebens-Erfahrungen.

Die menschliche Komponente: Warum Personalberater (doch) unersetzlich sind

Trotz des Vormarsches der KI ist (und bleibt aus meiner Sicht) die menschliche Komponente unverzichtbar. Die Betonung liegt hierbei auf der emotionalen Intelligenz und den zwischenmenschlichen Fähigkeiten, die KI nicht gänzlich ersetzen kann. Personalberater bringen eine einzigartige Fähigkeit zur empathischen Beurteilung von Bewerbenden mit, die über reine Datenanalyse hinausgeht. Die Nuancen von Soft Skills, kultureller Passung und individuellen Bedürfnissen eines Unternehmens sind Aspekte, die menschliche Intuition und Erfahrung mit sich bringen. Die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen und subtile Signale zu interpretieren, bleibt eine unverzichtbare menschliche Stärke im Recruiting, die auch fortschrittlichste KI-Technologien nicht vollständig erfassen können.

Die Zukunft des Recruiting: Synergie von Mensch und KI

Offenheit und Transparenz

Der Einsatz von KI im Bewerbungsprozess bleibt vielen Bewerbern oft unbemerkt. Die Vorstellung von künstlicher Intelligenz in der Personalgewinnung ruft bei einigen zunächst Skepsis hervor, da wenig Klarheit darüber besteht, wie und an welcher Stelle des Bewerbungsprozesses KI eingesetzt wird. Daher ist es ratsam, die Anwendung von KI-Technologien im Bewerbungsprozess transparenter zu gestalten. Ein offener Umgang mit KI trägt dazu bei, Vertrauen aufzubauen und Vorbehalte gegenüber ihrer Verwendung abzubauen.

Lebenslanges Lernen und digitale Kompetenzen

Ein Aspekt, den wir bisher nicht näher betrachtet haben, ist die kontinuierliche Weiterentwicklung von Fähigkeiten und die Anpassung an sich ändernde Anforderungen im Zuge des technologischen Fortschritts. Recruitingspezialisten sind gefordert, ihre Fähigkeiten zu erweitern, um effektiv mit KI-Technologien im Recruiting umzugehen. Dies bedingt die Bereitschaft zur lebenslangen Weiterbildung und die Entwicklung digitaler Kompetenzen für eine sich wandelnde Arbeitswelt.

Um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist es für Unternehmen entscheidend, ihren Personalverantwortlichen die Möglichkeit zur kontinuierlichen Weiterbildung und Entwicklung zu bieten. Dies beinhaltet Schulungen im Umgang mit KI-Technologien im Recruiting und fördert eine agile Anpassung an sich verändernde Anforderungen. Die Investition in die Weiterentwicklung der Fähigkeiten des Recruiting-Teams wird nicht nur die Effektivität im Umgang mit KI steigern, sondern auch sicherstellen, dass Unternehmen im dynamischen Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig bleiben.

Mein Fazit: Die Zukunft in der Personalgewinnung gestalten

Eine intelligente Integration dieser Technologie kann den Rekrutierungsprozess effizienter gestalten. Gleichzeitig bringt sie neue Herausforderungen und Überlegungen mit sich. Um die volle Bandbreite von KI im Recruiting zu nutzen, ist eine transparente und ethisch verantwortungsbewusste Implementierung von entscheidender Bedeutung. Unternehmen sollten nicht nur auf die technologische Seite, sondern auch auf die kontinuierliche Weiterbildung ihrer Personalverantwortlichen setzen, um den Einsatz von KI optimal zu gestalten. Eine enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Personalberatern kann dabei unterstützen, eine ausgewogene Symbiose zwischen menschlichem Know-how und modernster Technologie zu schaffen und somit die Herausforderungen des heutigen Arbeitsmarktes erfolgreich zu meistern.

Interesse an einem ersten Gespräch für eine gemeinsame Gestaltung Ihres innovativen und effizienten Rekrutierungsprozess. Sprechen Sie uns gern an.

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