Zukunft

Von London lernen: Wie Großbritannien seine Life-Sciences Startups groß macht – und was wir in NRW Unternehmen aus UK bieten können

Ein Blick über den Ärmelkanal

Vom 8. bis 10. Oktober 2025 war ich Teil der NRW-Delegation beim ISW Investor Meeting NRW/UK in London und Cambridge – organisiert von Germany Trade & Invest (GTAI) und NRW.Global Business.
Das Ziel: Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich dafür zu gewinnen, in Nordrhein-Westfalen zu investieren – und gleichzeitig zu zeigen, wie NRW sich als führender Standort für Medizin- und Biotechnologie positioniert.

The English text version can be found below.

…und der Blick in die Zukunft!

Für mich als Geschäftsführerin von Consigen, einer auf Life Sciences spezialisierten Personalberatung, war diese Reise weit mehr als eine Business-Mission. Sie war ein Blick in die Zukunft: Wie entsteht aus wissenschaftlicher Neugier, unternehmerischem Mut und politischem Willen ein funktionierendes Innovations-Ökosystem?

Vier Stationen, vier Perspektiven auf Innovation

1. London Institute for Healthcare Engineering (King’s College London)
Hier treffen Ingenieure, Physiker, Mediziner und Informatiker aufeinander. Das beeindruckt nicht nur wegen der hochmodernen Labore, sondern vor allem wegen der Haltung: interdisziplinär denken, schnell ausprobieren, Fehler erlauben. Forschung, Entwicklung und Anwendung liegen nah beieinander – eine echte „Bench-to-Bedside-Pipeline“.

2. Victoria House Labs (Pioneer Group)
Der Kontrast hätte größer kaum sein können: ein traditionsreiches Gebäude im Herzen Londons – innen topmoderne Labore, in denen junge Biotech-Teams an Proofs of Concept arbeiten. Die Räume sind gefördert, erschwinglich und skalierbar. Mir wurde bewusst, wie stark Standortpolitik Innovation fördern kann, wenn Bürokratie nicht bremst, sondern begleitet.‘

3. Cell and Gene Therapy Catapult
Ein beeindruckendes Beispiel für öffentlich unterstützte Innovationsarchitektur. Catapult hilft Startups, regulatorische Hürden zu meistern, Produktion hochzufahren und Investoren zu gewinnen. Ein solches Modell – regions- und themenübergreifend, aus einem Guss – fehlt uns in Deutschland bislang. Die Fraunhofer-Institute gehen in eine ähnliche Richtung, aber die britische Umsetzung wirkt konsequenter, vernetzter, unternehmerischer.

Babraham Hall auf dem Babraham Research Campus bei Cambridge (Großbritannien), Sitz des renommierten Babraham Institute – einem Forschungszentrum, das sich der Erforschung der lebenslangen Gesundheit widmet.

4. Babraham Research Campus, Cambridge
Auf dem Gelände ehemaliger Schafställe ist ein Biotech-Ökosystem entstanden, das seinesgleichen sucht. Startups können dort „mitwachsen“ – von kleinem Labor bis zu mittelständischer Einheit, ohne das Areal zu verlassen. Infrastruktur, Mentoring und Finanzierung sind eng verzahnt. Es herrscht eine Aufbruchsstimmung, die man spürt, sobald man das Gelände betritt.

Fehlerkultur als Standortvorteil

Was mich am meisten beeindruckt hat, war die britische Haltung zum Scheitern. Dort gilt: Nicht jedes Startup muss überleben – entscheidend ist, dass Wissen, Kontakte und Erfahrung erhalten bleiben. Scheitern wird nicht als persönliches Versagen, sondern als notwendiger Schritt im  Entwicklungszyklus verstanden.

In Deutschland sind wir oft vorsichtiger. Projekte werden perfekt geplant, bevor sie überhaupt starten dürfen. Der Mut, Dinge einfach auszuprobieren, bleibt dabei manchmal auf der Strecke. Doch gerade inbeiner Branche wie Life Sciences, in der Forschung, Zulassung und Marktintegration Jahre dauern, kann diese Angst lähmen.

Von den Briten können wir lernen, wie man mit Risiko produktiv umgeht – und wie Vertrauen in Talente Innovation beschleunigt.

Was NRW UK-Unternehmen bietet

So inspirierend der Blick nach Großbritannien war: Nordrhein-Westfalen steht in nichts nach, wenn es um Chancen für Life-Sciences-Unternehmen geht. Die Region bietet eine außergewöhnliche Kombination aus wissenschaftlicher Dichte, industrieller Basis und Förderlandschaft:

  • Exzellente Forschung: Mit Clustern wie Medizin.NRW und BIO.NRW existieren starke Netzwerke zwischen Universitäten, Kliniken und Industrie.
  • Zugang zu Märkten: NRW liegt im Zentrum Europas – 160 Millionen Menschen leben im Umkreis von 500 Kilometern.
  • Fachkräfte und Know-how: Dank der industriellen Tradition in Chemie, Pharma und MedTech gibt es erfahrene Spezialisten – von Regulatory Affairs bis Produktion.
  • Förderprogramme: Sowohl das Land NRW als auch der Bund und die EU unterstützen Expansion und Standortgründungen mit Innovationsförderprogrammen, Genehmigungsberatung bis hin zu HR-Services.

Hier können Unternehmen aus UK auf verlässliche Partner treffen – von Wirtschaftsförderern über Behörden bis zu spezialisierten Dienstleistern wie Consigen, die beim Aufbau lokaler Teams helfen und die Recruiting-Pipeline von Anfang an professionell aufsetzen.

Verbindungen, die bleiben

Die Gespräche während der Reise waren durchweg bereichernd – mit den britischen Gastgebern ebenso wie innerhalb der deutschen Delegation.
Man spürt, dass sich eine neue Offenheit entwickelt: Zusammenarbeit statt Standortwettbewerb, Austausch statt Abschottung.
Ob und wie sich aus diesen Begegnungen konkrete Projekte ergeben, wird die Zeit zeigen. Doch schon jetzt ist klar: Solche Formate schaffen Vertrauen. Und Vertrauen ist die Basis jeder erfolgreichen Kooperation – ob im Investment, im Recruiting oder in der Forschung.

Dagmar Wülknitz (NRW.Global Business), David Schneider (NRW. Global Business UK), Patrick Guidato (Medizin NRW) , Nils Schrader (BIO.NRW), Michael Apel (Miltenyi), Sita Schubert (COMM-OP Europe GmbH), Daniel Pott (SHWP PartGmbB), Doris Ehrmann (CONSIGEN GmbH)

Fazit: Mehr Mut, mehr Tempo, mehr Vertrauen

Großbritannien investiert gezielt in die Zukunft seiner Life-Sciences-Startups – mit klarem Bewusstsein dafür, dass nicht jeder Versuch gelingt. Dieses Denken könnte auch uns in Deutschland gut tun. Innovation braucht Raum, Risikobereitschaft und die Bereitschaft, aus Rückschlägen zu lernen.
NRW bietet dafür hervorragende Voraussetzungen: exzellente  Wissenschaft, erfahrene Industrie, stabile Strukturen. Entscheidend ist, wie mutig wir diese Stärken kombinieren.

Für mich persönlich war die Reise ein inspirierender Beweis dafür, dass internationale Vernetzung weit mehr ist als eine politische Floskel – sie ist ein Innovationstreiber. Und wenn sich eines der britischen Unternehmen tatsächlich entscheidet, in NRW Fuß zu fassen – dann weiß ich, wer bei der Suche nach den richtigen Köpfen an seiner Seite stehen kann.


Learning from London: How the UK builds its Life Sciences start-ups – and what companies from the UK can find in NRW

A look across the Channel

From 8 to 10 October 2025, I was part of the NRW delegation at the ISW Investor Meeting NRW/UK in London and Cambridge – organised by Germany Trade & Invest (GTAI) and NRW.Global Business.

The goal was to inspire companies from the United Kingdom to expand into North Rhine-Westphalia –and to show the strengths of NRW as a leading location for medical and biotechnology.

For me as Managing Director of Consigen, a Life Sciences executive search and career-coaching consultancy, this trip was more than a business mission. It was a glimpse into the future: How curiosity, entrepreneurship and political will can create an innovation ecosystem that really works.

Four stops – four views on innovation

1. London Institute for Healthcare Engineering (King’s College London)
Here, engineers, physicists, medical doctors and IT experts work side by side. What impressed me most was not only the modern infrastructure but the mindset: interdisciplinary thinking, fast testing, and openness to mistakes. Research, development and application are closely connected – a true bench-to-bedside pipeline.

2. Victoria House Labs (Pioneer Group)
A fascinating contrast: a historic London building turned into a modern lab space for biotech start-ups. The rent is subsidised, making labs more affordable than housing. This showed me how good location policy can boost innovation when bureaucracy supports instead of blocking it.

3. Cell and Gene Therapy Catapult
A great example of how public support can speed up innovation. Catapult helps start-ups with regulatory processes, scaling up production and finding investors. We do not have a similar model in Germany yet. The Fraunhofer Institutes go in this direction, but the British concept is broader and
more business-driven.

4. Babraham Research Campus, Cambridge
On former farmland, a dynamic biotech ecosystem has grown. Start-ups can stay and expand within the same campus – from small labs to larger facilities. Everything is connected: infrastructure, mentoring and funding. You can feel the energy and optimism as soon as you arrive.

Failure as part of the process

What impressed me most was the British attitude towards failure.
Not every start-up must survive – but every experience counts.
Failure is seen as a learning step, not as a personal defeat.
In Germany, we often move more carefully. Projects must be perfectly planned before they even start.

This can slow down innovation – especially in Life Sciences, where development, regulation and market entry take years. From the British, we can learn how to handle risk with trust and confidence.

What NRW offers to companies from the UK

While the UK impressed with its startup culture, North Rhine-Westphalia also has a strong offer for Life Sciences companies:

a unique mix of science, industry and public support.

  • Excellent research: Strong clusters such as Medizin.NRW and BIO.NRW connect universities, hospitals and industry.
  • Access to markets: NRW is located in the heart of Europe – 160 million people live within 500 kilometres.
  • Qualified professionals: With its long industrial tradition in chemistry, pharma and MedTech, NRW provides experienced experts from regulatory to production.
  • Funding and support: Public programmes help with innovation, site selection, permits and HR.

Companies from the UK can find reliable partners here – from business development agencies to specialised consultancies like Consigen, supporting with recruiting and building local teams right from
the start.

Building connections that last

All conversations during this trip were valuable – with our British hosts as well as within the German delegation. There was a strong sense of collaboration: not competition, but partnership.

Whether these contacts will turn into concrete projects remains to be seen. But trust has already been built – and trust is the foundation of every successful cooperation, in business, research or recruiting.

Conclusion: More courage, more speed, more trust

The UK invests consciously in the future of its Life Sciences start-ups – fully aware that not every idea will succeed. This mindset could also help us in Germany. Innovation needs room, courage and the willingness to learn from setbacks.

NRW has excellent conditions: strong science, skilled people and solid structures. The question is how bravely we use them.

For me, this journey was a powerful reminder that international collaboration is more than a phrase – it is an engine for innovation.
And if one of the British companies decides to start in NRW – I will be ready to support them in finding the right people.

Links

NRW Global Business
German Trade and Invest
School of Biomedical Engineering & Imaging Sciences
The Pioneer Group – Victoria House
CGT Catapult
Accelerate@Babraham

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