Women in Science

Women in Science: Dorothy Crowfoot Hodgkin (1910-1994)

Mit Insulin zum Chemie-Nobelpreis

Dorothy Crowfoot wurde am 12. Mai 1910 in Kairo geboren. Ihre Eltern, die britischen Archäologen John Winter Crowfoot und Grace Mary Crowfoot, waren zu dieser Zeit in Ägypten tätig. Aufgrund der Arbeit ihrer Eltern verbrachte Dorothy einen Teil ihrer frühen Kindheit in Nordafrika, doch mit etwa vier Jahren wurde sie – wie damals üblich – nach England geschickt, um dort eine stabile schulische Ausbildung zu erhalten.

Schwierige Voraussetzungen für Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern

Bereits als Jugendliche zeigte Dorothy ein außergewöhnliches Interesse an Kristallen und chemischen Strukturen. Während ihrer Schulzeit durfte sie als eines von nur zwei Mädchen am Chemieunterricht teilnehmen – eine Besonderheit angesichts der damaligen geschlechtsspezifischen Bildungsbarrieren.

Studium der Chemie in Oxford, Promotion in Cambridge

Nach der Schule studierte sie ab 1928 Chemie am Somerville College der Universität Oxford, wo sie von der aufkommenden Röntgenkristallographie fasziniert wurde. Diese neue Methode, mit der sich dreidimensionale Strukturen von Molekülen bestimmen ließen, sollte zu ihrem lebenslangen Forschungsfeld werden. Nach ihrem Abschluss wechselte sie 1932 für die Promotion nach Cambridge, wo sie unter John Desmond Bernal arbeitete, einem Pionier der Molekülstrukturanalyse.

Gemeinsam machten sie bedeutende Fortschritte bei der Anwendung der Röntgenbeugung auf biologische Moleküle. Ebenfalls begann Dorothy in diesem Jahr mit der letztlich 35 Jahre andauernden Analyse des Insulins. 1934 kehrte Dorothy nach Oxford zurück, um dort ihre eigene Forschung zu etablieren. Im selben Jahr heiratete sie den Politologen Thomas Hodgkin, mit dem sie drei Kinder bekam.

Dorothy Crowfoot Hodgkin widmete sich über Jahrzehnte der Entschlüsselung komplexer Molekülstrukturen. Ihre Arbeiten hatten immense Bedeutung für Chemie, Biologie und Medizin.

1945 gelang ihr ein wissenschaftlicher Meilenstein: die Strukturaufklärung des Penicillins, womit sie die Grundlagen für die gezielte Herstellung dieses lebensrettenden Antibiotikums legte.

Vitamin B12 brachte den Nobelpreis

Nur wenige Jahre später, 1956, bestimmte sie die Struktur von Vitamin B₁₂, einer der komplexesten Verbindungen, die bis dahin untersucht wurden. Diese Leistung brachte ihr 1964 den Nobelpreis für Chemie ein – sie wurde damit zur dritten Frau überhaupt, die diesen Preis erhielt.

In den 1960er- und 1970er-Jahren arbeitete sie jahrzehntelang an ihrer vielleicht berühmtesten Aufgabe: der Strukturaufklärung von Insulin, die 1969 entscheidend vorangetrieben wurde. Ihre Ergebnisse ermöglichten ein wesentlich besseres Verständnis der Funktionsweise des Hormons und trugen langfristig zur Entwicklung moderner Diabetes-Therapien bei.

Bis ins hohe Alter blieb Dorothy wissenschaftlich aktiv und engagierte sich zudem für internationale Verständigung und Wissenschaftspolitik. Sie starb am 29. Juli 1994 in England. Ihr Lebensweg verbindet eine außergewöhnliche Forscherkarriere mit Beharrlichkeit, Neugier und einem tiefen Verständnis für die Bedeutung wissenschaftlicher Zusammenarbeit.

Quellen und zum Weiterlesen

The Nobel Prize
Wikipedia
Science History Institute

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