Women in Science

Women in Science: Nettie Maria Stevens (1861 – 1912)

Stellte Gottes Einfluss auf die Geschlechterbestimmung in Frage

Nettie Maria Stevens wurde am 7. Juli 1861 als Kind eines Zimmermanns und dessen Frau in Cavendish, Vermont, geboren. Sie besuchte die Westford Academy in Massachusetts, wo sie 1880 ihren Abschluss erlangte.

Zunächst arbeitete sie als Lehrerin und Bibliothekarin, kehrte jedoch schon bald an das College zurück, um letztlich ihren Masterabschluss in Biologie mit dem Schwerpunkt Zytologie zu erlangen. Schließlich wurde ihr 1903 der Titel des „Doctor of Philosophy“ verliehen.

Gemeinsam geforscht, nur einer erhält den Nobelpreis

Eine ihrer wichtigsten Arbeiten erschien 1904 in Zusammenarbeit mit Thomas Hunt Morgan. Darin untersuchten die beiden Forscher die Entwicklung und Reifung von Keimzellen sowie die Bewegung der Chromosomen während der Zellteilung. Diese präzisen zytologischen Analysen waren eine wichtige Grundlage für das Verständnis, dass Chromosomen Träger der Vererbung sind. Morgan erhielt 1933 für seine späteren Arbeiten den Nobelpreis – Stevens hingegen blieb weitgehend unbeachtet.

Gottes Wille in Frage gestellt 

1905 veröffentlichte sie eine Abhandlung mit der These, dass ein weibliches Kind zwei X-Chromosomen trägt und ein männliches ein X- und ein Y-Chromosom und die Chromosomen somit der geschlechtsbestimmende Faktor seien. Stevens trug zu den wachsenden Erkenntnissen in der Genetik bei, indem sie systematisch Beobachtungen, Experimente und Dokumentationen vornahm.

Auch ihr früherer Kollege Edmund B. Wilson führte Untersuchungen in dieser Richtung durch, traute sich jedoch in seinen Veröffentlichungen nicht, so deutlich zu werden. Bis zu diesen Erkenntnissen war man davon ausgegangen, dass beide Elternteile das jeweils geschlechtsspezifische Element beisteuern und das Geschlecht des Kindes „durch eine Art göttlichen Ratschluss bestimmt wird“. In den letzten Lebensjahren setzte Stevens ihre Forschungsaktivitäten fort und festigte ihren Ruf als engagierte Forscherin. 

Ihr Vermächtnis in der Genetik

Nettie Stevens verstarb am 4. Mai 1912, hinterließ ein Vermächtnis in der Genetik, das spätere Forschungen inspirierte und die Bedeutung ihrer Arbeiten in der Wissenschaftsgeschichte würdigte. Edmund B. Wilson setzte seine Untersuchungen zur Geschlechtsbestimmung nach Stevens´ Tod fort und konnte diese schließlich voll umfänglich bestätigen. Er gilt erstaunlicherweise noch heute offiziell als Entdecker dieser biologischen Tatsache.

Stevens‘ Beiträge zur Genetik, insbesondere ihr Engagement für die Erforschung der chromosomalen Grundlagen der Vererbung, legten wichtige Grundsteine für das Verständnis der Geschlechtschromosomen und deren Rolle in der Vererbung. Nettie Maria Stevens ist eine von so vielen Frauen in der Wissenschaft, deren Wissen und Beiträge nicht ausreichend gewürdigt wurden.

Mit unserer Reihe Women in Science geben wir ihnen die Sichtbarkeit, die sie verdienen – denn Anerkennung ist auch eine Frage der Gerechtigkeit.

Quellen und zum Weiterlesen

Wikipedia
Britannica
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