Women in Science: Dorothy M. Horstman (1911-2001)
Eine Pionierin der Virologie
Sie geht als Heldin aus einer mehr als schweren Zeit hervor – die Zeit der Polio-Infektionen der 1940er Jahre in den USA.
Dorothy Millicent Horstmann wurde am 2. Juli 1911 als Tochter deutscher Immigranten in Spokane, Washington, geboren. Aufgewachsen in San Francisco, zeigte sie schon früh Interesse an Wissenschaft und Medizin. Ihre Eltern erkannten ihre Begabung und unterstützten sie in ihrem Bildungsweg. Nach dem Abschluss an der University of California, Berkeley, absolvierte sie ihr Medizinstudium an der University of California, San Francisco – eine bemerkenswerte Leistung für eine Frau in einer Zeit, in der die Medizin noch stark von Männern dominiert war.
Polio-Epidemie
In den 1940er-Jahren begann Horstmann ihre wissenschaftliche Karriere an der Yale University, wo sie sich auf Innere Medizin spezialisierte. Während einer schweren Polio-Epidemie wurde sie Teil eines internationalen Forscherteams, das die Ausbreitung und Wirkung des Poliovirus untersuchte. Ihre entscheidende Entdeckung: Das Poliovirus gelangt über den Blutkreislauf ins zentrale Nervensystem – ein Befund, der der bisherigen Annahme widersprach, das Virus greife direkt über den Magen-Darm-Trakt an. Dieser wissenschaftliche Durchbruch legte den Grundstein für die Entwicklung eines oralen Polio-Impfstoffs, wie ihn Albert Sabin später einsetzte.
Horstmanns Forschung spielte somit eine zentrale Rolle im weltweiten Kampf gegen Kinderlähmung, ihr Name wird in diesem Zusammenhang jedoch kaum erwähnt.
Erste Professorin
1961 wurde sie als erste Frau zur Professorin für Epidemiologie an der Yale School of Medicine ernannt – ein weiterer Meilenstein. 1969 wird ihr die Denomination für Epidemiologie und öffentliche Gesundheit zugesprochen. Neben ihrer Forschung war Horstmann auch als Mentorin und Dozentin geschätzt.
Sie blieb der Wissenschaft bis ins hohe Alter verbunden und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter die Election to the National Academy of Sciences. Dorothy M. Horstmann starb am 11. Januar 2001. Ihr Lebenswerk rettete unzählige Leben und veränderte die medizinische Forschung nachhaltig – ein bleibendes Vermächtnis in der Geschichte der Virologie.
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Quellen:
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